Amalfi CS 1800: Das Auto, das man nicht kaufen kann - GTÜ Experten bringen ehemaligen Filmstar auf Trab

Bremen Classic Motorshow 2020: Der Stand F32 der GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung GmbH in Halle 5 ist wie jedes Jahr ein gesuchter Anlaufpunkt für die Freunde klassischer Fahrzeuge. Und wie jedes Jahr gibt es am neugestalteten Stand ein Highlight für die Oldtimerfans – ein rechtsgelenkter roter VW-Käfer, der einst Mitglieder der „Australian National Antarctic Research Expedition“ zu ihrer Forschungsstation am Südpol brachte. Aber es sollte noch besser kommen. Ronald Genßler, Oldtimer-Enthusiast aus dem Bonner Raum, besuchte die GTÜ Oldtimer-Experten am Stand und hatte eine Mappe unter dem Arm, deren Inhalt die GTÜ Classic Experten in Begeisterung versetzte.

Amalfi CS 1800 – der Sündenbock der Autobranche

Genßler, ein Fan der in den 1970er Jahren in der ARD ausgestrahlten Fernsehsendung „PS Geschichten ums Auto“, hatte in jahrelanger Recherchearbeit alles über den ehemaligen Star dieser Fernsehsendung, einen Mittelklassewagen namens Amalfi CS 1800 zusammengetragen und diesen in unzähligen Stunden gemeinsam mit seinen Helfern wieder auf die Räder gestellt. Der damalige Serienstar war unter seinem Blechkleid eigentlich ein Fiat 132 A, der komplett umgebaut als solches nicht mehr zu erkennen war. Dieser „Erlkönig“ diente unter dem Pseudonym Amalfi CS 1800 als „Anschauungsobjekt“ für alles was beim Autokauf an Ärger so passieren kann. Im Prinzip war die Sendung „PS Geschichten ums Auto“ eine der ersten Ratgebersendungen in Sachen Automobil und der Amalfi CS 1800 die „Zitrone“ an der alle Tricks und Bosheiten der Autoverkäufer und Werkstätten demonstriert wurden: Vom Vertragsabschluss, über Gewährleistung, Garantiefall, Unfallschäden bis hin zum Werkstattpfusch, wurde alles am Amalfi CS 1800 demonstriert. Klar das hier kein Volkswagen, Opel, Mercedes-Benz oder Porsche als Sündenbock durch die Sendung fahren durfte. Die Autoren dieser Sendung durchkämmten den Paragraphendschungel, lieferten Tipps und warnte vor den Tricks der Autohändler und Werkstätten. Aber das Fernsehpublikum reagierte etwas anders als erwartet. Viele wollten tatsächlich den für die damalige Zeit schicken Amalfi kaufen und boten hohe Summen für das unverkäufliche TV-Einzelstück. Doch der Amalfi verschwand nach Ende der Serie in einer Requisitenhalle des NDR in Hamburg und galt Jahre später als verschollen.

 

GTÜ Sachverständige als Geburtshelfer

Die Sendereihe, derzeit als Nostalgie-Ausgabe auf mehreren DVD´s digital restauriert erhältlich, ist Kult und schon die Intros dieser Senderreihe sind aus heutiger Sicht eine Rarität für Freunde historischer Kraftfahrzeuge. Die Straßen und Filmszenen sind voller Oldtimer – Volkswagen, Opel, Audi- und Mercedes-Benz Fahrzeuge der 1970er Jahre und dazwischen immer wieder der Amalfi CS 1800 der für diese Sendereihe extra von einer findigen Werkstatt für die Sendung zusammengebastelt wurde. Vom ursprünglichen Fiat 132 A war nichts mehr zu erkennen. Und während die Hauptdarsteller dieser Serie, Günter Pfitzmann, Gerd Baltus und Jürgen Scheller bereits gestorben sind, ist der Amalfi CS 1800 dank Ronald Genßler wieder zum Leben erwacht. Aber mit der Neugeburt begannen auch die Hürden für den Amalfi-Fan, denn durch die Änderungen am Spenderfahrzeug Fiat 132 A 1600 war die Betriebserlaubnis für dieses Fahrzeug erloschen. Hier kommen jetzt die Sachverständigen und Prüfer der GTÜ ins Spiel, die in einer gemeinsamen Aktion den ehemaligen Filmstar Amalfi CS 1800 wieder auf Trab brachten und quasi als Geburtshelfer fungierten.

Unterstützt vom GTÜ Classic Experten, Herbert F. Schulze, aus Köln, stellte der Besitzer des Fahrzeuges alle relevanten historischen, technischen und aktuellen Unterlagen zu diesem Fahrzeug zusammen. Dazu gehörten auch original Fiat-Werksunterlagen, in denen das Spendermodell Fiat 132 A (1600) / A1 (1800) in allen Varianten dokumentiert war und deren noch vorhandene ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis) Aufschluss über die technischen Daten lieferte. Neben den Änderungen der Karosserie, den Beleuchtungseinheiten und der Revision des Fahrgestells samt Bremsen, musste vor allem der Motortausch auf die leistungsstärkere Version des 132 A1 1800 Motors mit entsprechenden ABE-Dokumenten fachlich korrekt ermittelt werden. 

 

Amtliche und nichtamtliche Begutachtungen

So gerüstet trafen sich alle Beteiligten dann in der GTÜ Prüfstelle Fort in Niederkassel, um in einer gemeinsamen Aktion die Begutachtungen zur Erlangung einer Betriebserlaubnis nach §19.1 StVZO im Rahmen einer Einzelabnahme nach §21 StVZO, bezogen auf die geänderten Bauteile und Aggregate, durchzuführen. Die amtlichen Begutachtungen wurde vom Ingenieurbüro Dymarczyk aus Bonn, gemeinsam mit Prüfingenieur Harald Fort von der GTÜ Prüfstelle Niederkassel durchgeführt. Matthias Dymarczyk und Harald Fort führten auch gemeinsam am Fiat 132 A1 Sonderkarosserie Umbau Amalfi CS 1800 eine Hauptuntersuchung nach §29 StVZO inklusive einer UMA (Untersuchung des Motormanagement- und Abgasreinigungssystems) durch, die der Amalfi CS 1800 Neuaufbau ebenfalls anstandslos bestand.

 

Der Amalfi CS 1800 hat mit bravour bestanden

Den Abschluss der Begutachtungen war dann noch die Wertermittlung und Festlegung einer Zustandsnote, die im Rahmen einer Wiederaufbau-Begutachtung durch GTÜ Classic Experten, Herbert F. Schulze, durchgeführt wurde. Ronald Genßler zeigte sich sichtlich beeindruckt von der Professionalität und gemeinsamen Prüftätigkeit der GTÜ Experten, die sowohl im amtlichen als auch im nichtamtlichen Bereich nahtlos zusammenwirkten und den ehemaligen Filmstar Amalfi CS 1800 offiziell auf die Straße brachten. Der Fiat 132 A1 Sonderkarosserie Umbau Amalfi CS 1800 kann jetzt mit neuer HU/ UMA, erteilter Betriebserlaubnis und einem Wiederaufbau-Wertgutachten offiziell im Verkehr für Aufmerksamkeit sorgen. Nur eines bleibt: der Amalfi CS 1800 ist ein Einzelstück und kann nicht erworben werden.