Wir beginnen mit einer kurzen geschichtlichen Abfolge, welche aufgrund der Modellvielfalt natürlich exemplarisch ausfällt:
Das erste in Serie hergestellte Automobil mit Klappscheinwerfern war der im Jahr 1935 vorgestellte und bei Auburn gebaute Cord 810/812. Die dort eingebauten Scheinwerfer wurden ursprünglich als versenkbare Landescheinwerfer in Flugzeugen verwendet. Da in den USA von 1968 an bis 1983 keine aerodynamischen Glasabdeckungen vor den Scheinwerfern zulässig waren, waren Klappscheinwerfer in dieser Zeitspanne in Limousinen populär. Die Ausnahme bildete Chevrolet mit dem Sportwagen Corvette, welcher bereits von 1965 an mit Klappscheinwerfern ausgestattet war. In Europa hingegen kamen Schlafaugen fast ausschließlich bei Sportwagen zum Einsatz. Beginnen wir mit dem Land für Sportwagen schlechthin: Italien. Ferrari, De Tomaso Lamborghini und Maserati verwendeten diese als stilistisches Merkmal. Beim Lamborghini Miura liegen die eingefahrenen Scheinwerfer offen und zeigen mit der Streufläche nach oben, wie übrigens auch beim Achtzylinder-Porsche 928. Bei allen Ferrari-Modellen hingegen werden die Hauptscheinwerfer gänzlich abgedeckt. Populärste Vertreter dieser Ära sind in den achtziger Jahren die Modelle 328 GTS, Testarossa und F 40. Aber auch preisgünstige Sportwagenhersteller wie Fiat mit dem X 1/9 nahmen diesen Trend auf. Wie geschlossene Wimpern hingegen wirken die Lichter des Alfa Romeo Montreal (gebaut von 1970 an bis 1977).
Populärster Vertreter in England war Lotus, beginnend mit dem ersten Elan mit Frontmotor bereits im Jahr 1962 - und gebaut bis 1975. Aber auch die zweite Serie von 1989 bis 1995 verfügte noch über Klappscheinwerfer, ebenso wie das Schwestermodell Esprit, dessen Produktion in Europa erst im Jahr 2002 (in den USA zwei Jahre später) nach 28 Jahren Bauzeit eingestellt wurde. Dieser englische Sportwagen, wie auch die Chevrolet Corvette C5 (bis 2004) und der De Tomaso Guara (bis 2004) gelten als die letzten Sportwagen mit den charakteristischen Scheinwerfer-Lösungen.
In Japan war der Toyota 2000 GT zwischen 1967 und 1970 ein exotischer Vertreter dieser Fahrzeuggattung. Die Modelle Celica (von 1970 an) und MR2 (von 1983 an) waren dann deutlich bekannter. Honda baute von 1992 an den Sportwagen NSX. Mazda hatte der RX7 (1978 bis 2002), den 323 F (von 1989 bis 1994) und schließlich von 1989 an den Bestseller Miata (von 1990 an in Europa MX -5) im Portfolio.
Deutschlands stylister Vertreter war der BMW M1 von 1978, gezeichnet von Giorgio Giugiaro; und in Folge die 8er-Reihe (1989 bis 1999). Die populärsten Beispiele hierzulande aber kamen aus dem Hause Porsche, beginnend 1969 mit dem Porsche 914. 1976 wurde das Vierzylinder-Modell 924 mit Klappscheinwerfern im Markt eingeführt. 1982 folgte der aus dem 924 Carrera abgeleitete 944, welcher in der Modellvariante 944 S2 bis 1991 gebaut wurde. Das Erbe trat bis 1995 der 968 an, bei dem die Scheinwerfer ähnlich wie beim großen Bruder 928 nach oben gelegt sichtbar bleiben. Danach war auch bei Porsche die Ära der Klappscheinwerfer vorüber.
Warum aber kam Mitte der neunziger Jahre das Aus für Klappscheinwerfer-Fahrzeuge? Zum einen ist diese Lösung teuer und technisch aufwendig – und der Kostendruck nahm zu. Letztendlich aber machte diese Lösung mit der Einführung des vorgeschriebenen Tagfahrlichts (Ab dem 7. Februar 2011 für alle Neufahrzeuge vorgeschrieben) Klappscheinwerfer unsinnig. Und auch die Designer haben inzwischen durch die deutlich kleineren Xenon-Beleuchtungen in der Gestaltung der Frontpartien ganz andere Möglichkeiten.
Was bleibt, ist der Zauber der Schlafaugen – und die enorme Anziehungskraft auf die Jugend.
Für das Fotoshooting hat die GTÜ drei populäre und auch erschwingliche Klappscheinwerfer-Fahrzeuge organisiert, nämlich einen Mazda MX-5 von 1990, einen Porsche 944 von 1983 sowie einen Porsche 968 CS von 1994. Dazu wurden drei junge Autofans zum Gedankenaustausch eingeladen.
Ines (mit der weißen Hose) ist 23 und wollte schon immer einen Porsche 944 haben. Der Traum blieb aber noch unerfüllt. Jan (20) fährt den 944 seines Vaters so oft wie möglich und schielt aber immer wieder auf das technisch doch ausgereiftere Nachfolge-Modell 968. Cosima (21) hat sich in erst vor wenigen Wochen in den Mazda MX-5 verliebt, besitzt aber noch keinen und ist gespannt auf die Porsche-Fahrzeuge.
„Der Mazda ist doch wie ein Smiley, ein lächelndes Gesicht“, steigt Cosima in die Diskussion ein und Ines ergänzt: „Der MX-5 ist wie eine Knutschkugel, so klein und kuschelig. Er sieht einfach sympathisch aus. Er ist aber auch feminin. Ich sehe junge Mädchen darin“ „Ja, er wirkt sehr freundlich – und es ist cool, wenn die Scheinwerfer hochfahren“, stimmt Jan in die Liebeserklärung der Mädchen ein. Der Techniker lenkte die Aufmerksamkeit dann trotzdem schnell auf den weißen 944, dessen Grunddesign Mitte der siebziger Jahre für das Vorgängermodell 924 von Harm Lagaaij erschaffen wurde. Jan kniet vor das Auto und philosophiert über die Formensprache: „Die ganze Karosserie ist ein Wechselspiel aus eckig und rund. Trotzdem verlaufen die Linien komplett um das Auto herum; und die eingeklappten Scheinwerfer gehen quasi nahtlos in die Motorhaube über. Die hinteren Kotflügel geben dem Wagen einen kraftvollen Ausdruck.“ Cosima bringt die markante Optik in ihren Worten auf den Punkt: „Der 944 ist für mich ein Gangster.“ Ines findet den Vierzylinder einfach cool. Vor allem die Innenausstattung mit dem Pascha-Muster rundet die Gesamtanmutung ab.“ Nach kurzem Zögern ergänzt die Zahntechnikerin: „In dem Porsche dürfte man auch Goldkettchen tragen.“ Cosima ergänzt schmunzelnd: „Und einen Adidas-Jogginganzug.“ Jan will von diesen Klischees nichts wissen und erklärt: „Das Paschamuster ist übrigens das berühmteste Sitzmuster von Porsche. Es erinnert an eine sich bewegende Zielflagge bei Motorsport-Veranstaltungen.“ Cosima nochmals nachdenklich: „Irgendwie sind die Porsche für mich nicht so typische Oldtimer“, während die Biologie-Studentin andächtig über die Spoilerlippe am Heck streicht. „Vom Alter schon“, meint Jan und ordnet zeitlich ein: Der 944 ist ein typischer Wagen der achtziger und neunziger Jahre. Diese Zeit der Klappscheinwerfer-Fahrzeuge gefällt mir. Die Fahrzeuggeneration von 2000 an kann ich nicht ab.“
Somit ist auch noch der Porsche 968 innerhalb des Geschmacks der jungen Erwachsenen. Für Ines ist die letzte Evolutionsstufe des Vierzylinders „harmonisch und rund“. „Aber es fehlt die Coolness“, bringt Cosima auf den Punkt. Jan hingegen sieht die vielen technischen Vorteile gegenüber dem Vorgängermodell: „Der Dreiliter-Motor ist der Hammer und das Transaxle-Fahrwerk kann in dieser Version optimal seine Vorzüge durch die Gewichtsverteilung ausspielen.“
Zum Schluss dieser bunten Unterhaltung stellen wir die Gretchenfrage: Welchen Wagen würdet ihr bevorzugen? Die Antwort kam wie aus der Pistole. Alle drei zeigten im Einklang auf den Porsche 944 und bedauerten, dass die coole Klapplösung heute so kostspieligen Xenon-Licht-Lösungen weichen musste. Wohl wahr.