Totgeglaubte leben länger: Renaissance der Autokinos - 3D-Filme gibt es nur für „Old- und Youngtimer“

Eine bereits in Vergessenheit geratene Unterhaltungsform erlebt in Zeiten geschlossener Kinos und abgesagter Veranstaltungen eine Renaissance: die Rede ist von den Autokinos, die alles mitbringen, was in Zeiten des Covid-19-Virus von Seiten der Ordnungsämter vorgegeben ist: genügend Abstand untereinander, viel frische Luft im Freien, Lieferservice ans Auto und Rauchen ist auch erlaubt. Vor Jahren gab es in Deutschland noch über 40 Autokinos, bis vor kurzem waren es gerademal noch 20 Standorte in Deutschland, aber seit die Lichtspielhäuser und Kinos geschlossen bleiben müssen, schießen die Autokinos wie Pilze aus dem Boden. Allein im April 2020 wurden Deutschlandweit rund 80 Autokinos von Aachen über Bielefeld, Chemnitz, Dresden, Dortmund bis Wuppertal und Warendorf, von Süd nach Nord und sogar auf den Inseln der Nord- und Ostsee neu eröffnet.

3D-Filme gibt’s nur für alte Autos

Sehr zum Leidwesen der etablierten und seit Jahren in diesem Business überlebten Veranstalter, die schon in Vergangenheit insbesondere auch die Oldtimerfahrer mit einem ansprechenden Programm bei Laune hielten, treten die Neuen auch gleich mit höheren Preisen an. Der enormen Nachfrage geschuldet, ist diese Form des Kinogenusses gerade äußerst angesagt. Insbesondere die beiden Metropolen der Autokino-Bewegung Essen (1.100 Autoplätze) und Köln-Porz (1.000 Autoplätze) wussten auch in Vergangenheit die Freunde des alten Blechs mit Oldtimertreffen und besonderen Filmen für das Autokino zu begeistern.

 

Einen sehr speziellen Vorteil haben insbesondere die alten Fahrzeuge, wenn es darum geht 3D-Filme vorzuführen. Bei neueren Fahrzeugen funktioniert das nicht, wenn die Frontscheibe des Autos mit einer integrierten UV-Schutz-Folie ausgestattet ist. Diese ansonsten sehr nützliche UV-Schutz-Folie verhindert den 3D-Effekt, den Old- und Youngtimerfahrer ohne Problem genießen können. Besondere Hightlights in den Autokinos sind dann auch die Filme der Fast & Furious-Reihe, so denen dann hunderte Fahrzeuge aus der Tuningszene anrollen und die Freiheiten der Autokinos mit Rauchen, im Freien sitzen, Snacks und Leckereien genießen.

 

Kultfilme und Mofa-Rennen sind der Renner

Selbstverständlich gibt es auch spaßige Veranstaltungen, wenn beispielsweise der Film „25 km/h“ auf dem Programm steht. Ein Mofa-Kultfilm mit den bekannten Darstellern Lars Erdinger und Bjarne Mädel, die im Film als Brüder am Grab ihres Vaters verabreden endlich ihre in der Jugend beschlossene Deutschlandfahrt mit den Mofas zu starten. Der Film mit dem Mofa-Rennen quer durch Deutschland beginnt im Schwarzwald und endet im Norden auf der Insel Rügen – die übrigens auch ein Autokino besitzt. Ein Heidenspaß und das tempomäßige Kontrastprogramm zu Fast & Furious, dessen Folge 9 als Kinostart am 21. Mai 2020 erst mal abgesagt wurde, aber wahrscheinlich in den Autokinos durchaus vorher zu sehen sein wird.

 

UKW-Frequenzen sorgen für den Sound

Ein weiteres Highlight der Autokinos ist auch die etwas altbackene Technik, denn wer kein Autoradio mit UKW-Empfang hat, muss beim Nachbar lauschen. Bei der Einfahrt erhalten die Besucher die Frequenz der Übertragung mitgeteilt. UKW Radio einschalten und meist so um die 90,2 bis 93,8 MHz einstellen und schon dröhnt es aus hunderten Autoradios für jeden gut hörbar und synchron zum Filmgeschehen. Eine Technik, die zwar in die Jahre gekommen ist, aber immer funktioniert. Zugeteilt werden diese UKW-Frequenzen von der Bundesnetzagentur und die hat in den letzten Wochen mehr als 40 neue Frequenzen zugelassen, weitere rund 60 Anträge liegen noch vor.

 

Autokino24 mit guter Übersicht

Die Geschichte der Autokinos begann 1933 in den USA im Bundesstaat New Jersey im beschaulichen Städtchen Camden. Eine weiß getünchte Mauer und riesige Lautsprecher, die das Gelände beschallten waren der Anfang. Aber auch die in der Wagentür eingehängten Tabletts mit den Getränken und Snacks hatten hier ihren Ursprung. In Deutschland war das Autokino in Gravenbruch bei Frankfurt 1960 der Vorreiter für diesen Kinogenuss. Das Autokino Gravenbruch gibt es heute noch, aber damals wie heute war der Autokinobesuch die coolste Art einen Film zu genießen. Neben Gravenbruch, Berlin, Leipzig, Stuttgart, München, Langenhessen, Geyer und den beiden Metropol-Autokinos Essen und Köln, waren bis zu Beginn der Corona-Krise noch rund 18 Autokinos am Start. Die meisten allerdings saisonbedingt nur in den Sommermonaten offen. Jetzt wird sich die Zahl dieses in die Jahre gekommenen Kinobesuchs wieder aufblühen, denn noch müssen die Kinohäuser geschlossen bleiben. Aktuell bietet die Website www.autokino24.de eine komplette Übersicht zu allen Autokino-Standorten, deren Eintrittspreise und einen Link zum jeweiligen Kinoprogramm vor Ort.